260.000 Euro für Kassenchef-Wellness während Patientinnen und Patienten sparen müssen
- murtalinfo

- 26. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Luxus-Seminar der Österreichischen Gesundheitskasse sorgt für Empörung – während Patientinnen und Patienten mit Wartezeiten, Kürzungen und steigenden Kosten kämpfen.

Ein krankes System auf Kosten der Versicherten
Während Patientinnen und Patienten im ganzen Land mit gekürzten Kassenleistungen, längeren Wartezeiten und steigenden Gebühren konfrontiert sind, flossen im Frühjahr 2025 knapp 260.000 Euro Steuergeld und Pflichtbeiträge in ein Luxus-Seminar der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).
Recherchen von „Krone“ und „Profil“ enthüllten: Rund 250 Führungskräfte der finanziell angeschlagenen ÖGK trafen sich im Salzburger Vier-Sterne-Superior-Hotel Gut Brandlhof – inklusive Golfclub, Wellnessoase und Teambuilding-Workshops mit Bobbycars und Fantasienamen wie „Pendeltruppe“. Pro Kassenchef beliefen sich die Kosten auf über 1000 Euro, also rund 500 Euro pro Nacht.
Fakten zu den Kosten
219.349,58 Euro für Übernachtung und Verpflegung
30.300 Euro für Bühnen- und Medientechnik
8.820 Euro für Projektbegleitung
Gesamtkosten: rund 260.000 Euro
Ähnliche Klausuren fanden auch in den Vorjahren statt, stets mit Summen von über 200.000 Euro – Spitzenwert 2024: fast 272.000 Euro.
Kritik von Opposition und Betroffenen
Die stärkste Oppositionspartei stellte eine parlamentarische Anfrage. FPÖ-Behindertensprecher Christian Ragger sprach von „Arroganz und Realitätsverlust“ und einem „Schlag ins Gesicht für behinderte Menschen und deren Angehörige“. Während im Budget 40 Millionen Euro für Pflege gekürzt und die Valorisierung des Pflegefonds gestoppt wurde, feierten Kassenchefs Luxus-Seminare.
Belastungen für Versicherte steigen
Statt das Gesundheitssystem nachhaltig zu sanieren, werden die Versicherten zusätzlich belastet:
E-Card-Gebühr steigt ab 2026 von 13,80 auf 25 Euro jährlich – ab 2027 auch für Pensionistinnen und Pensionisten.
Beitrag zur Krankenversicherung für Pensionisten wird von 5,1 auf 6 Prozent angehoben.
Krankentransporte werden eingeschränkt: Nur mehr bei Strahlen- oder Chemotherapie voll bezahlt, sonst Selbstbehalte oder gar keine Kostenübernahme.
Zusätzlich verschärfen sich die Wartezeiten bei Ärztinnen und Ärzten: Immer mehr Patientinnen und Patienten müssen Monate auf einen Termin warten, da zu wenige Kassenstellen vorhanden sind. Gleichzeitig wechseln zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner ins Wahlarzt-System – weil die Zuschüsse der Kasse gekürzt wurden, die Betreuung von immer mehr Patientinnen und Patienten nicht mehr leistbar ist und die eigenen Kosten durch die Kassenhonorare oft nicht gedeckt werden. Das trifft besonders chronisch Kranke, die auf regelmäßige Behandlung angewiesen sind.
Fazit
Das System der Gesundheitskasse zeigt sich als krank und realitätsfern: Während Patientinnen und Patienten auf MRT-Termine warten, Leistungen gekürzt und Wartezeiten länger werden, gönnt sich die ÖGK-Spitze Luxus-Seminare mit Wellness und Golf. Ein klarer Widerspruch zum politischen Versprechen, das Gesundheitssystem zu „gesunden“. Die von der türkis-blauen Regierung 2018 versprochene "Patientenmilliarde" blieb aus. Stattdessen ortet der Rechnungshof 2022 Mehrkosten von rund 215 Millionen Euro. Das Soll wurde dabei um 1,21 Milliarden gesprengt.
Foto Crédit: privat




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