Die nationalpolitische Erziehungsanstalt im Dritten Reich
- murtalinfo

- 13. Nov.
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Vortrag in der Stadtbibliothek Knittelfeld beleuchtet die NAPOLA Seckau, ideologische Erziehung im NS-Regime und berührende musikalische Mahnungen.

Ein Blick auf die NS-Erziehungsanstalt in Seckau
Die Stadtbibliothek Knittelfeld lud am Donnerstagabend zu einem eindrucksvollen Vortrag über ein dunkles Kapitel der österreichischen NS-Vergangenheit ein. Unter dem Titel „Jugend im Zweiten Weltkrieg“ beleuchtete Referentin Karin Thierrichter die Geschichte der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NAPOLA) in Seckau, die von 1941 bis 1945 bestand und als nationalsozialistische Eliteschule zur ideologischen Formung junger Menschen diente.
Für einen eindrucksvollen musikalischen Auftakt sorgte Peter Musenbichler mit dem Antikriegslied „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader, Konstantin Wecker und Reinhard Mey. Bereits dieser Moment zeigte, wie emotional der Abend werden würde.

Thierrichter schilderte, wie sich mit dem Aufstieg Adolf Hitlers das Schulsystem radikal veränderte. Im Mittelpunkt der NAPOLA stand die strikte ideologische Erziehung, militärische Disziplin und die Formung eines „neuen Menschentyps“. Die Referentin berichtete, dass ihr persönliches Interesse an der Seckauer Einrichtung bereits während ihrer Matura- und Studienzeit geweckt worden war – auch durch Erzählungen ihres Vaters. Ihre Recherchen im Stiftsarchiv Seckau, unterstützt von Pater Othmar Stary, ermöglichten ihr Einblick in originale Schüler-Stammblätter, die sie eindrucksvoll präsentierte.
Der Alltag der Jungmannen
Der Alltag der sogenannten „Jungmannen“ folgte dem rigiden Rhythmus eines Realgymnasiums, ergänzt durch militärische Erziehung. Wecken um 6.30 Uhr, Morgensport, kaltes Waschen, Appelle, Uniformpflicht, Sport, Geländedienste und Schießübungen bestimmten den Tagesablauf. Mit dem Fortschreiten des Krieges wurden zahlreiche ältere Schüler zum Reichsarbeitsdienst oder zu Schanzarbeiten abkommandiert. Im März 1945 erreichte die Schule schließlich die Nachricht vom ersten gefallenen Absolventen. Kurz vor Kriegsende wurden Schüler und Lehrkräfte in die amerikanische Zone gebracht – mit tragischer Ausnahme des Schulleiters Gottfried Greiner, der seine Familie und sich selbst tötete.
Zum Abschluss des Abends erklang Reinhard Meys mahnendes Antikriegslied „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ – ein eindrucksvoller musikalischer Appell gegen Krieg und Ideologie, der das Publikum nachdenklich zurückließ.

Foto Crédit: Walter Schindler




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