Energie-Enquete im Landhaus: Experten diskutierten die Energiezukunft der Steiermark
- murtalinfo

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Aktualisiert: vor 29 Minuten
Im Landtag Steiermark stand der 3. Dezember 2025 ganz im Zeichen der Energiepolitik. Eine ganztägige Enquete brachte Fachleute aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Energiewirtschaft zusammen und zeigte, wie groß die Herausforderungen der Energiewende sind – und welche politischen Maßnahmen jetzt notwendig werden.
Im Grazer Landhaus stand der 3. Dezember ganz im Zeichen der Energiezukunft.
Die Energie-Enquete im Grazer Landhaus versammelte über 30 Expertinnen und Experten, die zentrale Fragen der zukünftigen Energieversorgung behandelten. Landtagspräsident Gerald Deutschmann betonte die Bedeutung eines parteiübergreifenden, wissensbasierten Vorgehens. Der Diskussionsbogen reichte von Klimaschutz über Versorgungssicherheit bis zu technologischen Innovationen in Forschung, Industrie und Netzstrukturen.

Die steirische Energiezukunft im Fokus
Den Expertenauftakt machte Karl Rose, Universitätsprofessor an der KFU Graz, der die Energiewende nur dann für realisierbar hält, wenn Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit gemeinsam gedacht werden. Neben den Universitäten hob Walter Haslinger (BEST GmbH) die wichtige Rolle der steirischen Forschungszentren hervor, die technische Lösungen für Industrie, Verkehr und Haushalte entwickeln und damit zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Position der GRÜNEN
Klubobfrau Sandra Krautwaschl stellte klar, dass die Energiewende eine große Chance sei – für saubere Energie, mehr Unabhängigkeit und stabile Preise. Wirtschaft und Gesellschaft seien bereit, nun brauche es die notwendigen politischen Entscheidungen der Landesregierung. Sie forderte, den „Turbo für erneuerbare Energien“ zu zünden, um eine sichere und leistbare Energieversorgung für alle Steirerinnen und Steirer abzusichern.
Status, Ziele und Wege der Energiestrategie
Im Fokus standen die Umsetzung der Klimastrategie KESS 2030+, der Ausbau erneuerbarer Energie, der Schutz der Wettbewerbsfähigkeit und energiepolitische Handlungsspielräume. Vorgeschlagene Maßnahmen umfassten ein investitionsfreundliches Umfeld, schnelleres Genehmigungswesen, Nutzung der Raumordnung für Energieziele, Speicher- und Netzausbau, Dekarbonisierung in Wärme, Mobilität und Gebäuden sowie Reduktion des Energieverbrauchs.
Ausbau erneuerbarer Energiequellen
Diskutiert wurden Solar- und Windkraft, Biomasse, Wasserkraft sowie regionale Potenziale. Wesentliche Punkte waren Vorrangzonen, beschleunigte Verfahren, überarbeitete Planungsinstrumente, bessere Datenlage und Rahmenbedingungen für Netzinfrastruktur und Speicher.
Investitionen in Netzausbau
Betont wurde, dass ein starker Netzausbau für Strom, Wasserstoff und Wärme unerlässlich ist. Vorgeschlagen wurden flexible Netztarife, Unterstützung von Speichersystemen, Wasserstoff-Importstrategien, Dekarbonisierungswege für Wärmenetze und ein „Heat-Highway“, der industrielle Abwärme besser nutzbar macht.
Forschungsschwerpunkt Steiermark
Die Steiermark punktet mit Universitäten, COMET-Zentren und industriellen Forschungskooperationen. Diskutiert wurden ein Masterplan „Leuchtturm Energieforschung“, KI-gestützter Netzausbau, ein neues außeruniversitäres Forschungszentrum, zusätzliche Förderprogramme und Fachkräfteentwicklung.

Parteipositionen im Überblick
KPÖ – Energie leistbar und sozial gerecht gestalten
KPÖ-Landtagsabgeordneter Alexander Melinz betonte, dass die Energiewende nur dann gelingen kann, wenn ökologische Verantwortung eng mit sozialer Sicherheit verbunden ist. Erneuerbare Energie müsse ausgebaut werden, gleichzeitig dürfe Energie für Menschen und Haushalte nicht zur finanziellen Belastung werden. Schritt für Schritt solle der Ausstieg aus fossilen Energien erfolgen, unterstützt durch Technologien, die heute bereits zuverlässig funktionieren: erneuerbare Energie, leistungsfähige Speicher, solide Netze und regionale Initiativen.
NEOS – Energiewende als Standortchance, mit Fokus auf Verfahren und Netze
NEOS-Energiesprecher Robert Reif hob hervor, dass die Energiewende ein fundamentaler Umbau des Energiesystems sei, der Chancen für Innovation, neue Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Fortschritt bietet. Energie müsse jedoch für Betriebe und Haushalte leistbar bleiben. NEOS fordert daher beschleunigte Genehmigungsverfahren, einen raschen Ausbau von erneuerbaren Projekten, eine starke Netzinfrastruktur und technologieoffene Entscheidungen. Nur mit klaren Rahmenbedingungen und einem offenen europäischen Strommarkt könne die Steiermark zur führenden Energiewende-Region werden.
GRÜNE – Erneuerbare Energien massiv ausbauen und politische Entscheidungen beschleunigen
Klubobfrau Sandra Krautwaschl sieht die Energiewende als große Chance für saubere Energie, Unabhängigkeit und langfristige Preisstabilität. Wirtschaft und Gesellschaft seien bereits sehr aktiv – nun müsse die Politik nachziehen. Die GRÜNEN fordern, den massiven Ausbau erneuerbarer Energien endlich zu beschleunigen und die notwendigen Entscheidungen im Land zügig umzusetzen.
SPÖ – Energiepolitik aktiv steuern und Landeskompetenzen nutzen
SPÖ-Abgeordneter Jochen Bocksruker betonte die fundamentale Bedeutung erneuerbarer Energie für den Wirtschafts- und Industriestandort Steiermark. Wohlstand, Arbeitsplätze und Versorgungssicherheit seien eng verbunden. Das Land habe über Gesetzgebung, Planung und die Energie Steiermark wesentliche Steuerungsmöglichkeiten, die aktiv genutzt werden müssen. Die Energie Steiermark müsse zu 100 Prozent im Landesbesitz bleiben, um Preise, Versorgung und Investitionen verlässlich steuern zu können.
ÖVP – Wissen bündeln und Energiewende in die Regionen bringen
Der Vorsitzende des Energieausschusses Franz Fartek hob hervor, wie wichtig es sei, zentrale energiepolitische Fragen parteiübergreifend abzustimmen und Lösungen praxisnah umzusetzen. Expertise müsse gebündelt und in die Bezirke getragen werden, damit die Energiewende realistisch und im Sinne der Bevölkerung umgesetzt werden könne. Die Enquete sei ein klares Zeichen für die Dringlichkeit des Themas.
FPÖ – Netzausbau und Speicher priorisieren, Energie möglichst regional absichern
FPÖ-Landtagsabgeordneter Willibald Spörk verwies darauf, dass der starke Ausbau privater Photovoltaikanlagen lange nicht mit dem notwendigen Netzausbau Schritt gehalten habe. Damit die Energiezukunft stabil bleibt, brauche es Speichersysteme, starke Netze und regionale Eigenversorgung. Wenn gemeinsam entschlossen gehandelt werde, könne die Steiermark eine sichere und – wo möglich – energieautarke Zukunft erreichen.
Foto Crédit: LT-Stmk




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