Lesen – Eine geistige Herausforderung
Das menschliche Gehirn ist ursprünglich nicht zum Lesen gemacht. Der Lernprozess des Lesens kann daher mühsam und von Frustrationen geprägt sein, da ständig neue neuronale Verbindungen geknüpft werden müssen. Diese Anstrengung lohnt sich jedoch, denn das Lesen fordert die Integration verschiedener Gehirnareale und fördert somit die geistige Entwicklung.
Geistige Fitness
Regelmäßiges Lesen stärkt die geistige Flexibilität. Es verbessert die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und fördert das Durchhaltevermögen. Das Entziffern von Wörtern aktiviert viele Gehirnregionen, und beim Lesen fiktiver Geschichten werden Areale stimuliert, die für Perspektivenwechsel und komplexe Denkprozesse zuständig sind. Studien zeigen, dass Menschen, die im Alter weiterhin lesen, seltener Anzeichen von Demenz oder geistiger Müdigkeit aufweisen.
Kreativität
Lesen regt die Vorstellungskraft an: Beim Lesen entstehen Bilder im Kopf. Vor dem inneren Auge tanzen Figuren in erfundenen Welten. In Gedanken erleben wir Abenteuer in fernen Welten und Zeiten. Durch die Auseinandersetzung mit Literatur entstehen neue Ideen und Sichtweisen.
Empathie
Komplizierte HauptdarstellerInnen warten nicht nur in Romanen auf uns. Auch im echten Leben haben wir mit den verschiedensten Individuen zu tun. Die Beschäftigung mit komplexen Charakteren in Büchern bereitet uns auch auf die Vielfalt im realen Leben vor. Lesen schult die Empathie, eine essentielle soziale Fähigkeit, die den Alltag erleichtert.
Aufmerksamkeit und Konzentration
Die konstante Fokussierung auf ein Buch trainiert unsere Aufmerksamkeit und hilft, die durch digitale Medien verursachte Reizüberflutung zu mindern. Das Lesen bietet eine Pause von der Schnelllebigkeit der modernen Welt und verbessert unsere Konzentrationsfähigkeit.
Sprachliche Fähigkeiten
Lesen erweitert den Wortschatz und schärft das Sprachgefühl. Wer viel liest, kann sich klar, situationsgerecht und eloquent ausdrücken.
Leseförderung in der Familie
Die Förderung der Lesekompetenz innerhalb der Familie ist weltweit als Schlüssel zur Verbesserung der Leseleistung bei Kindern anerkannt. Alle internationalen Studien unterstreichen die immense Bedeutung der Familie als ersten Lernort für das Lesen. In ganz Europa gibt es zahlreiche Projekte und Initiativen, die gezielt das familiäre Umfeld in der Leseförderung stärken und unterstützen.
Wecken von Leseinteressen bei Kindern
Die Liebe zum Lesen wird bei Kindern maßgeblich durch das familiäre Umfeld geweckt. Kinder, die sehen, dass Bücher auch im Leben ihrer Eltern eine Rolle spielen, entwickeln selbst ein Interesse am Lesen. Durch das Vorbild der Eltern und ihre aktive Teilnahme – sei es durch Vorlesen oder gemeinsame Gespräche über Buchinhalte – wird die Begeisterung für Geschichten gefördert. Zudem schafft die regelmäßige Einbindung von Lesemomenten in den Alltag, besonders während der Entspannungsphasen des Kindes, ideale Bedingungen für die Entwicklung der Lesekompetenz.
Digitalisierung und Medienkompetenz
Die fortschreitende Digitalisierung verändert, wie wir lesen und schreiben. Neben Printmedien gibt es eine Vielzahl digitaler Inhalte, von E-Books bis zu Apps und Online-Texten. Das Lesen auf digitalen Plattformen fördert nicht nur die Medienkompetenz, sondern auch die Teilhabe an der Wissensgesellschaft, wo jeder zum Produzenten von Inhalten werden kann.
Multimodales Lesen
Die Art und Weise, wie wir lesen, hat sich erweitert. Wir lesen auf Smartphones, E-Readers und Computern, was unsere Lesegewohnheiten verändert. Diese Vielfalt der Medien erfordert und fördert eine flexible Lesekompetenz.
Lesen ist mehr als nur eine Freizeitaktivität – es ist eine grundlegende Fähigkeit, die das individuelle und gesellschaftliche Leben bereichert. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, wichtig ist, dass ihm die Zeit gegeben wird, die es benötigt.
Denn eines steht fest: Lesen lernt man nur durch Lesen!
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