Der Schwarzblaue Ölkäfer ist ein äußerst gefährliches und zugleich bedrohtes Insekt, das vor allem im östlichen Teil Österreichs beheimatet ist. Seine markante schwarzblaue Färbung und sein glänzender Körper machen ihn zu einem unverwechselbaren und zugleich hochgiftigen Vertreter der heimischen Tierwelt.
Einzigartiges Erscheinungsbild
Der Schwarzblaue Ölkäfer, auch bekannt als Maiwurm, präsentiert sich in einem unverkennbaren Erscheinungsbild. Die stark verkürzten Flügeldecken lassen große Teile seines Hinterleibs unbedeckt, was ihn von anderen Insekten deutlich unterscheidet. Die Weibchen zeichnen sich besonders durch ihren stark anschwellenden Hinterleib während der Ei-Entwicklung aus und erreichen eine beeindruckende Körperlänge von 30 bis 35 mm. Im Vergleich dazu sind die Männchen deutlich kleiner, oft nur etwa 10 mm lang. Ihre schimmernde, schwarzblaue Farbe macht sie zu einem auffälligen Anblick. Trotz ihrer Flugunfähigkeit verfügen diese Käfer über einen robusten Körperbau mit verkürzten Flügeln und einem markanten Hinterteil.
Lebensweise und Gefährdung
In Mitteleuropa existieren rund 30 verschiedene Arten von Ölkäfern, wobei der Schwarzblaue Ölkäfer, auch bekannt als Maiwurm, am häufigsten anzutreffen ist. Diese kleinen, aber hochgiftigen Kreaturen sind eine der gefährlichsten Tierarten Österreichs. Der Kontakt mit einem einzigen Exemplar kann theoretisch das Leben eines erwachsenen Menschen kosten. Trotz der potenziellen Gefahren ist der Bestand dieser Spezies aufgrund von Lebensraumzerstörung und Pestizideinsatz rückläufig.
2020 wurde er zum Insekt des Jahres 2020
Das Insekt des Jahres wird seit 1999 proklamiert. Der Schwarzblaue Ölkäfer wurde im Potsdamer "Haus der Natur" zum Insekt des Jahres 2020 gewählt. Diese Auszeichnung würdigt seine besondere Bedeutung für die heimische Natur. Der Naturschutzbund Österreich ist seit Beginn mit dabei.
Cantharidin: Der tödliche Giftstoff
Allen Ölkäfern ist gemeinsam, dass sie den hochgiftigen Stoff Cantharidin produzieren. Dieses Terpenanhydrid, chemisch C10H12O4, macht je nach Art zwischen 0,25 bis 0,50 % ihrer Körpermasse aus und ist äußerst giftig für Warmblüter. Selbst eine geringe Menge von 0,05 mg pro kg Körpergewicht eines erwachsenen Menschen kann tödlich sein. Cantharidin wird bei Gefahr von den Käfern abgesondert, hauptsächlich aus ihren Kniegelenken. Fasst man das Tierchen an und gelangen die Giftbläschen auf die Haut, kommt es zu Verätzungen, Blasen, tiefen Nekrosen und Entzündungen.
Der Giftstoff Cantharidin ist für Warmblüter ein hochgradig wirksames Gift. Bereits ein einziger Käfer verfügt über eine so hohe Dosis, dass er damit einen erwachsenen Menschen theoretisch töten kann. Fallzahlen in Österreich sind nicht bekannt.
Fataler Liebestrunk: Seit 4000 Jahren ein Bestandteil unserer Kultur
Ölkäfer gehören zu den ältesten „Heiltieren“. Hinweise auf ihre Verwendung gegen eine Fülle von Krankheiten sind ebenso alt wie jene über Heilpflanzen. Im Papyrus Ebers (um 1550 v. Chr.) wird das wahrscheinlich älteste Ölkäferpflaster beschrieben. Cantharidin wurde in der Antike in vielen medizinischen Bereichen eingesetzt, jedoch auch bei Hinrichtungen und Giftmorden.
Die Überlieferungen besagen sogar, dass der Ölkäfer die sexuelle Potenz steigern könne. Die Folgen des vermeintlichen Liebestranks sind jedoch gravierend: Kopfschmerzen, Schwindel, Dauererektion, Koma und im schlimmsten Fall der Tod. Das hat mit dem Aufkommen von Viagra stark nachgelassen. Ein Gegengift gibt es nicht. Wie so oft macht auch hier die Dosis das Gift.
Die Reise ins Ungewisse – jeder Irrtum ist tödlich
Ein Weibchen kann fünf- bis sechsmal pro Jahr je 3.000-9.500 Eier ablegen. Die große Zahl der Eier ist für den Erhalt dieser Art dringend notwendig, denn die Larven benötigen ganz spezielle Bienenarten, um sich weiterzuentwickeln. Nicht jede Wildbienenart ist als Wirt für den Schwarzblauen Ölkäfer geeignet. Die Schwarzblauen Ölkäfer leben an sandigen und offenen Stellen, auch in Gärten, vor allem, wenn viele Bienennester vorhanden sind. Sie sind in Mitteleuropa regional noch recht häufig, insgesamt hat der Bestand aber stark abgenommen.
Auf die Biene kommt es an
Nicht jede Wildbienenart ist als Wirt für den Schwarzblauen Ölkäfer geeignet, im Boden brütende Arten werden bevorzugt. Vor allem Arten der Sandbienen, Pelzbienen, Seidenbienen, Langhornbienen und Furchenbienen werden befallen. Honigbienen und Hummeln sind jedoch ungeeignet. Als geeignete Transportwirte werden neben den Wildbienen auch deren spezifische Kuckucksbienen und spezielle Parasiten (Schwebfliegen der Gattung Volucella) genutzt.
Gefährdung und Schutz
Die Schwarzblauen Ölkäfer leben an sandigen und offenen Stellen, auch in Gärten, vor allem, wenn viele Bienennester vorhanden sind. Sie sind in Mitteleuropa regional noch recht häufig, insgesamt hat der Bestand aber stark abgenommen. Ursache ist insbesondere der Lebensraumverlust, der Einsatz von Pestiziden, der auch die Wirtsbienen betrifft.
Kommt es heutzutage zu Sichtungen, werden die Käfer meist schnell getötet. Das ist nicht nötig! Der Käfer sondert sein tödliches Gift nämlich nur dann ab, wenn er sich bedroht fühlt. Problematisch ist nur, wenn tote Insekten in das Futter von Nutztieren gelangen – das Gift in ihren Körpern kann Ziegen, Schafe und sogar Pferde zur Strecke bringen.
Folgendes gilt es zu beachten:
· Bislang sind keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekannt.
· Es empfiehlt sich generell, Körperkontakt mit Ölkäfern zu vermeiden.
· Kommt es dennoch zu Kontakt, bitte gründlich die Hände waschen.
Kindern lässt sich am Beispiel Ölkäfer sehr gut der Umgang mit der Natur beibringen:
Abstand halten und beobachten, auch zum Wohle der Tiere selbst.
Besteht die Vermutung einer Vergiftung, ist umgehend die österreichische Informationszentrale für Vergiftungen unter 01 406 43 43 anzurufen.
Download-Link zum Folder: Schwarzblauer Ölkäfer
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