Text und Fotocedit: ©Max Frey

Die Iden des März sind seit Julius Cäsar ein besonderes Datum – im Jahr 2019 könnte dieser Zeitraum zur Mitte des dritten Monats einen wesentlichen Anstoß zur Rettung unseres Planeten gebracht haben. Zumindest dann, wenn man daran glaubt, dass sich die Herrschenden und Mächtigen sowie die Global Players der Wirtschaft von der geballten Energie der weltweit unter dem Motto „FridaysForFuture“ auf die Straßen gegangenen jungen Leute beeindrucken lässt. Vor allem aber von der Message der um die Zukunft der Erde und damit um ihre eigene Zukunft besorgten Schüler und Studenten, die das Gros dieser Demos in mehr als 100 Ländern ausmachten.
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Mehr als 20.000 Schüler und Studierende waren am Freitag, 15. März bei der "größte österreichische Klima-Demo aller Zeiten!" statt in ihren Klassenzimmern und Hörsälen auf den Straßen Österreichs unterwegs, um mit durchaus kreativen, manchmal witzigen, großteils aber sehr ernsten Schildern und Parolen darauf aufmerksam zu machen, dass es schon lange nicht mehr „5 Minuten vor 12“ ist, sondern wesentlich später. In sieben Landeshauptstädten gab es Kundgebungen, die Jugendlichen aus Niederösterreich und dem Burgenland waren in Wien mit dabei. Abgeschlossen wurde der „FridayForFuture“ mit einem beeindruckenden Lichtermeer in Graz.
Wesentlicher Inhalt der Demos: Die Teilnehmer riefen die Politik zu mehr Anstrengungen beim Klimaschutz auf, etwa zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens (Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen). Ihren Ausgangspunkt hat diese inzwischen weltumspannende Klima-Bewegung der Jugend übrigens in den seit Sommer 2018 von der Schwedin Greta Thunberg abgehaltenen Freitags-Schulstreiks. Dass die 16-Jährige sogar für den diesjährigen Friedens-Nobelpreis nominiert wurde, mag überraschen, ist aber eigentlich logisch. Zeigt ihre Initiative doch, dass auch ein(e) Einzelne(r) mit einer guten Idee zum richtigen Zeitpunkt sehr viel bewegen kann.

Lob muss man auch den jungen Demonstranten in Österreich zollen. Sie haben Engagement und ehrliche Sorge gezeigt, verbunden mit dem „Weckruf“ an die Mächtigen, endlich aus dem umweltpolitischen Dornröschenschlaf zu erwachen. Recht so! Respekt! Sogar vom Bundespräsidenten und vom Bundeskanzler gab es lobende Worte dafür.
Es wäre aber nicht Österreich, würde nicht auch geraunzt werden. Tagelang drehten sich die öffentlichen Diskussionen auch bei diesem Thema nicht um den wesentlichen Inhalt, sondern vielmehr um die Konsequenzen der Aktion. Schüler gehen nicht in die Schule – Oh Gott! Das berühmte „Jo diarfn's denn des!?“ war in vieler Munde und offenbar vergaß man, dass es auch schon Lehrerstreiks – wegen dienstrechtlicher Angelegenheiten – gegeben hat. Selbstverständlich würden immer wiederkehrende Streik- statt Schultage früher oder später zum Problem werden, doch oft greifen auch sehr wichtige Botschaften erst dann, wenn ihre Übermittlung mit Schmerzen verbunden ist. Überspitzt gesagt: Selbst wenn der eine oder andere Jahrgang heuer eine bestimmte Differenzialgleichung nicht durchnimmt, so stellt er damit möglicherweise sicher, dass auch noch weitere Generationen mit Differenzialgleichungen gequält werden können! Wenn nur alle so nachhaltig denken würden wie unsere demonstrierende Jugend...

Doch selbstverständlich waren die Bedenken gegen die Kundgebungen nicht nur am Bildungsstandpunkt beheimatet: Vor allem in Wien fanden auch die Sorgen um Verkehrsprobleme sowie wirtschaftliche Ausfälle bei den Geschäftsleuten der Innenstadt ihren Weg in die Schlagzeilen. Dass gerade der Kfz-Verkehr und die Wirtschaft bzw. der Kapitalismus bei den Demos ihr Fett abbekamen, war da fast schon so etwas wie eine süße Revanche. Gut gemacht! Ein Hoch auf unsere Jugend, sie kann offenbar doch weit mehr als nur aufs Handy zu starren und sich ungesund zu ernähren.

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