top of page
AutorenbildIrmgard Underrain

Historische Kreuzstichkunst im Fokus: Volkskundemuseum Graz eröffnet neues Sammlungskabinett

Mit der Eröffnung des neuen Sammlungskabinetts im Volkskundemuseum Graz wird ein besonderer Raum geschaffen, der die umfangreiche Sammlung des Museums unter aktuellen Fragestellungen präsentiert. Den Auftakt bildet die Ausstellung „Faden nach Zahlen. Kreuzstich vom Gestern ins Heute“, die sich der Geschichte und Vielfalt des Kreuzstiches widmet. Gezeigt werden ausgewählte Objekte aus der Sammlung, die den Kreuzstich als Handwerkstechnik und kulturelles Phänomen im historischen und zeitgenössischen Kontext beleuchten.

Kuratorin Birgit Johler zeigt in der Ausstellung die Breite an handwerklichem Können.
Kuratorin Birgit Johler zeigt in der Ausstellung die Breite an handwerklichem Können.

Der Kreuzstich: Tradition und Wandel

Der Kreuzstich zählt zu den ältesten und vielseitigsten Sticktechniken. Über 300 Objekte der Sammlung, darunter Stickmustertücher aus dem späten 18. bis frühen 20. Jahrhundert, markierte Heimtextilien und Kleidungsstücke, veranschaulichen seine historische Bedeutung. Die Ausstellung eröffnet spannende Fragen: Warum waren Stickmustertücher lange Zeit bunt, und was führte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Beliebtheit der Rotstickerei?

Der neue Ausstellungsraum, das Sammlungskabinett, zeigt mit der ersten Ausstellung die Vielfältigkeit von Kreuzstichobjekten.
Der neue Ausstellungsraum, das Sammlungskabinett, zeigt mit der ersten Ausstellung die Vielfältigkeit von Kreuzstichobjekten.

Handwerk und Geschmack im bürgerlichen Leben

Stickmustertücher dokumentieren die Geschmacksbildung und den Alltag bürgerlicher Frauen und Mädchen. Sie dienten als persönliche Mustersammlungen und wurden häufig innerhalb der Familie weitergegeben. Die ältesten Stücke in der Sammlung stammen aus der Zeit des Empire und Biedermeier und zeugen von Wohlstand, da Stickmaterialien kostspielig waren und das Handwerk Zeit erforderte.


Farbgeschichte und Materialität

Die Farbwahl und Muster der Stickarbeiten veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte. Besonders das kirschrote Perlgarn Nr. 47 prägt bis heute die Kreuzsticharbeiten in der Steiermark. Ab den 1880er-Jahren dominierten einfärbige Stickereien, wobei Rot auf Weiß als „traditionell“ galt. Historische Modellbücher beeinflussten diese Entwicklung und setzten neue Maßstäbe im Volkskunstverständnis.

Von Tradition zu DIY und Craftivism

Die Ausstellung schlägt eine Brücke zur Gegenwart: Kreuzstich ist eine beliebte Technik in der DIY- und Craftivism-Bewegung. Gastbeiträge aktueller Stickerinnen und Sticker reflektieren moderne Handwerkspraktiken und laden zur Interaktion ein. Besucherinnen und Besucher können die Technik vor Ort oder in Workshops ausprobieren.


Workshops: Kreatives Sticken

  • 31.01.2025, 16 Uhr: Einmal kreuzweise – Einführung in die Kreuzstich-Technik

  • 28.02.2025, 16 Uhr: Sprüche klopfen, Sprüche sticken

  • 28.03.2025, 16 Uhr: Einzelstücke kreuzweise besticken – Kreuzstich-Technik neu interpretiert


    Anmeldung unter: volkskunde@museum-joanneum.at


Besondere Leihgabe

Die Ausstellung wird durch eine Leihgabe des Jüdischen Museums Hohenems ergänzt, die den historischen Kontext um eine weitere Facette bereichert.


Die Ausstellung „Faden nach Zahlen. Kreuzstich vom Gestern ins Heute“ bietet einen faszinierenden Einblick in die Kulturgeschichte des Kreuzstiches und zeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart durch das Handwerk verbunden werden.


Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page